Exkursion nach Rom

Pantheon

Im Zwei-Jahres-Takt organisiert die Abteilung Italienisch und Rumänisch Exkursionen nach Italien. Nachdem wir in den letzten Jahren Sizilien, Venedig und Turin als Reiseziele hatten, haben wir uns dieses Jahr wieder dazu entschieden in die Ewige Stadt zu fahren.

Macht- und Kulturzentrum der Antike und des Christentums, Wiege der Renaissance und des Barocks, Hauptstadt Italiens seit 1871 und heute politisches Herz der Republik: In Rom leben fast 3000 Jahre Geschichte und Kultur auf-, neben- und durcheinander. Das ist gleichzeitig die große Faszination dieser Stadt, aber auch eine große Herausforderung.
Wir entschieden uns für exemplarische und zum Teil wenig bekannte Pfade durch die Jahrhunderte – jenseits der Touristenmagneten. Dabei wurden wir von einer Kunsthistorikerin begleitet und geführt, die die Stadt und ihre Geschichte wie ihre eigene Westentasche kennt.

Unsere Reise durch das alte Rom führte uns selbstverständlich in die Fori Imperiali und auf den Palatino, in die Mercati di Traiano und auf die Ara Pacis, aber auch in zwei unterirdische Patrizierhäuser (domus romanae di Palazzo Valentini), die vor Kurzem erschlossen wurden und die uns – dank einer wissenschaftlich fundierten und gleichzeitig sehr anschaulichen multimedialen Rekonstruktion – das Alltagsleben im alten Rom hautnah erleben ließen.
Wir tauchten ein in die magische Atmosphäre der frühchristlichen Zeit, in die Kirchen und Kloster des Aventino und deren Umgebung, in S. Costanza und S. Agnese mit den Katakomben: Es sind wahre Oasen der Ruhe mitten in der Hektik der modernen Stadt.

Die Pracht der Renaissance zeigte sich uns an zwei Orten jenseits des Massentourismus: In San Pietro in Montorio und in der Villa Farnesina, wo man wunderschöne Fresken von Raffaello und anderen Meistern bewundern kann. Wir machten uns natürlich auch auf die Suche nach den architektonischen Spuren, die Michelangelo außerhalb des Vatikans in der Stadt hinterließ: auf der Piazza del Campidoglio und dem Palazzo Farnese. Eine multimediale Aufführung über Michelangelo und die Cappella Sistina besuchten wir auch, allerdings war sie leider sehr enttäuschend – sozusagen der einzige Misserfolg der Exkursionswoche.
Die barocke Prägung Roms ist kaum zu übersehen – wie hätte es anders sein können – denn hier hat die katholische Kirche ihre Macht in der Zeit der Gegenreformation besonders zur Schau gestellt. Von der Chiesa del Gesù, über S. Ignazio di Loyola bis zur Piazza Navona und dem Campo dei Fiori, wo der Philosoph Giordano Bruno im Jahr 1600 wegen Ketzerei verbrannt wurde, tauchten wir ein in diese bewegte und düstere Zeit und bewunderten dabei die Meisterwerke von Bernini, Borromini und Caravaggio, deren Kunst unzertrennlich mit Rom verbunden war.

Der letzte Höhepunkt unserer Kunsttour durch die Stadt war zum einen die Galleria Borghese, in der eine der wertvollsten privaten Kunstsammlungen (Skulptur und Malerei) der Welt untergebracht ist; zum anderen war es die Piazza del Popolo, die im neoklassizistischen Stil Anfang des 19. Jahrhunderts angelegt wurde, in einer Zeit als die Stadt – und mit ihr der Kirchenstaat – schon längst an politischer Bedeutung verloren hatten.

Während unserer Spaziergänge durch die Stadt konnten wir aber auch Spuren der neueren Geschichte entdecken: Das Risorgimento auf dem Gianicolo und bei der Porta Pia (wo sich im Übrigen unsere Unterkunft befand), die gewaltigen urbanistichen Veränderungen der Innenstadt mit der Geburt der ersten Peripherien nach der Einigung Italiens im Jahr 1870 und während des Faschismus, das Ghetto mit der Synagoge, die bleiernen Jahre des Terrorismus in den Siebzigern,…

Neben der Erkundung der Geschichte und der kunsthistorischen Schätze Roms war die Auseinandersetzung mit dem heutigen politischen und kulturellen Leben der Stadt ein weiterer Schwerpunkt der Exkursion. Der Besuch der Abgeordnetenkammer (Camera dei Deputati), aber vor allem ein Treffen mit Experten/innen, boten den Studierenden die Möglichkeit, sich mit einigen Themenkomplexen auseinanderzusetzen. Unter anderem wurde die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage Italiens erläutert sowie ein Einblick in einen für Italien äußerst wichtigen Beruf gegeben: der Beruf der Restaurierung und des Erhalts der Kunstschätze. In unzähligen ernsten, aber auch heiteren, mit Anekdoten gespickten Gesprächen, war die Geschichte und die Aktualität Italiens oft Thema unserer Unterhaltungen während der Kaffee- oder Eispausen, sowie bei den gemeinsamen Abendessen.
Ein Besuch der ältesten Universität Roms, La Sapienza, und einer Ringvorlesung anlässlich des 70. Jubiläums der Republik Italiens, sowie die Lesung einer Schriftstellerin rundeten das Programm ab.

Während der gesamten Exkursion waren außerdem genügend Freiräume eingeplant, sodass die Studierenden auch individuell die Stadt erkunden konnten. So gab es eine Gruppe, die in aller Früh – vor dem Ansturm der Touristenmassen – nach San Pietro aufbrach und auf die Kuppel stieg. Andere besichtigten das Castel S. Angelo. Eine weitere Gruppe bevorzugte die gegenwärtige Kunst der MACRO, und weitere widmeten sich dem Shopping oder dem slow food bei Eataly.

Obwohl die Gruppe relativ groß war (16 Teilnehmer/innen und drei Dozent/innen) und sich nicht alle Studierenden untereinander kannten, entwickelte sich schnell eine positive Gruppendynamik und Stimmung: Auch wenn einige über zu viele Kirchenbesuche klagten, waren doch alle bereit, weiter auf Erkundungstour zu gehen und die Abende bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen zu lassen.
Unter den Teilnehmern gab es einen, der ständig mit Notizbuch und Stift unterwegs war und alle möglichen Wörter und Redewendungen (Slangs und Schimpfwörter eingeschlossen) notierte. Die kostbare Sammlung wurde der Gruppe nach der Reise zur Verfügung gestellt. Andere Teilnehmer/innen hielten hingegen Kurzreferate.

Zum Erfolg der Exkursion trug sicherlich auch die frühlingshafte Farbenpracht der blühenden Bäumen und Sträucher bei (auch wenn das Wetter nicht immer gnädig mit uns war und wir einigen Regengüssen trotzen mussten). Auch unsere Unterkunft war sehr schön: Sie wird von freundlichen Nonnen geführt und befindet sich in einer fin de siècle Villa mitten in der Stadt (unmittelbar neben dem berühmtesten Ort des Risorgimento, wo die „Piemontesi“ im Jahr 1870 die Stadt einnahmen, um sie zum neugeborenen italienischen Königsreich zu annektierten, was wiederum auch zur Geburt des Vatikanstaats führte).

Insgesamt war es eine erfüllte Woche: Wir kamen alle etwas erschöpft, aber mit sehr schönen Erinnerungen zurück. Für uns Dozent/innen war es wieder einmal eine positive und wunderschöne Erfahrung, eine Woche lang mit den Studierenden auf Entdeckungstour zu gehen und dabei zu sehen, wie sie sich mit Spaß und Elan der italienischen Kultur annäherten. Einmal mehr war es eine Bestätigung, dass solche extrakurrikularen Angebote sehr wichtig sind – auf fachlicher wie auch auf menschlicher Ebene!