Exkursion nach Turin

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CC BY-NC-ND

Torino: gestern Hauptstadt des Risorgimento, heute Herz der Wirtschaft und der Kultur Italiens vom 16. bis 22.09.2017.

Die Exkursion wurde von Frau Cesaroni organisiert und geleitet und vom Dekanat der Philosophischen Fakultät und von der Prell Stiftung finanziell gefördert.

 

Exkursion nach Turin: Was für eine Reise! Ein Bericht

Auch dieses Jahr hat die Abteilung Italienisch eine Exkursion nach Italien organisiert, und so ging es vom 16.09 – 22.09.2017 auf in die ehemalige Hauptstadt Italiens – eine große und belebte Stadt, eingebettet auf Schritt und Tritt in italienische Geschichte, die mit ihren eindrucksvollen Palästen, großen Plätzen sowie den beiden Flüssen Po und Dora direkt in ihren Bann zog.

Gleich der erste Abendrundgang und -fahrt führte uns ein in ‚Torino magica‘. Viele Geschichten ranken sich um Turin als Zentrum magischer Kraft, der schwarzen und weißen Magie, deren geheimnisvolle Symbole zum Teil architektonisch verewigt und bis heute besichtbar sind.

Das nächste Highlight besichtigten wir am nächsten Morgen: „La Venaria Reale“, das Versailles Italiens, wie es auch genannt wird, ein ausgedehntes Jagdschloss mit großem Parkgelände und ehemals Sommersitz der Savoyer, die über viele Jahrhunderte Piemont und weitere Teile Italiens beherrschten. Heute bereichern moderne Kunst und musikalische Veranstaltungen Park und Gärten, ein sehr lebendiger und viel besuchter Ort.

Am späten Nachmittag wagten wir uns dann mit der historischen Zahnradbahn hoch hinauf zur „Basilica di Superga“, wo wir den grandiosen Ausblick auf Turin bei Sonnenuntergang genossen.

Was wäre Turin ohne seine Schokolade! Überregional wirkende kleine Produktionsstätten gibt es hier noch. So stand auch die Besichtigung der Schokoladenmanufaktur von Guido Gobino auf unserem Programm. Die Besonderheit dieser Schokolade ist, neben dem Geschmack, von dem wir uns natürlich persönlich bei der Verköstigung überzeugt haben, dass sie ihren Weg sogar zur Internationalen Raumstation ISS macht.

Für Studierende der italienischen Sprache in Deutschland nicht unbekannt: Der in viele europäische Länder hineinwirkende Sprachbücher-Verlag Löscher, vor über 150 Jahren von dem Verleger Löscher aus Leipzig gegründet. Wir durften den Turiner Hauptsitz besichtigen. Einfache, mit Büchern und Schreibtischen vollgestellte Wohnräume in einem typisch italienischen Palazzo, für uns ein wenig ernüchternd und zugleich ein gutes Beispiel dafür, dass auch kleine Firmen sich überregionale Geltung und Anerkennung verschaffen können.

Beim italienischen Film denkt man als erstes an Cinecittà am Stadtrand von Rom, aber wir lernten, dass Turin die eigentliche Geburtsstätte für den italienischen Film ist. Eindrucksvoll präsentiert wird heute die Geschichte des Films im „Museo del Cinema“, das in dem 167m hohen Wahrzeichen der Stadt, der „Mole Antonelliana“, beheimatet ist und definitiv zu den Highlights unserer Exkursion zählte.

Schreiben ist eine Kunst, die man erlernen kann, erfuhren wir bei einem Besuch der „Scuola Holden“, einer von berühmten Schriftstellern wie Alessandro Baricco u.a. gegründete Ausbildungsstätte. Auch wir kamen nicht umhin, uns an kleinen Texten zu versuchen.

Danach ging es zum „Palazzo Carignano“, einem schönen Barockpalast, wo 1861 zum ersten Mal nach der Einigung Italiens das italienische Parlament zusammentrat und wo heute das „Museo del Risorgimento“ untergebracht ist.  Der Parlamentssaal ist der einzige in Europa noch original erhaltene – eindrucksvoll, wie klein und überschaubar damals Parlamente waren (auf uns wirkte es ein wenig wie ein wunderschöner privater Theatersaal).  Bei der sehr kompetenten und interessanten Führung durch das Museum konnten wir hautnah erleben, was wir in den Landeskundeseminaren schon gelernt hatten.

Abends, nach einem „Apericena“ in einer gemütlichen Bar, genossen wir dann eine moderne Tanzaufführung in dem wirklich bezaubernden „Teatro Carignano“.

Wer an Turin denkt, denkt an Fiat. Die glorreichen Zeiten sind vorbei, doch Turin hat sich ein eigenes, allein schon architektonisch meisterhaft gestaltetes „Museo dell‘ Automobile“ geleistet, erbaut von dem italienischen Stararchitekten Cino Zucchi. Man durchwandert einen eindrucksvoll präsentierten Querschnitt durch die Automobilgeschichte bis in die neueren Versuche zur Autoverkehrsgestaltung.

Übertrumpft wird das Automobile freilich von dem Versuch, die Weiten des Weltraums zu erschließen. Ein Besuch bei Thales Alenia Space Italia ließ uns staunen: kaum einer von uns wusste vorher, wie bedeutend der italienische Anteil – und insbesondere am Standort Turin – an der europäischen Raumfahrt ist. Ein absolut einmaliges Erlebnis!

Die letzten beiden Tagen boten noch so einige Highlights: Wir durften den Turiner Schriftsteller Giuseppe Culicchia kennen lernen und mit ihm einen Spaziergang durch seine Lieblingsecken unternehmen.

Außerdem haben wir bei Eataly ausgiebig geschlemmt und konnten somit gut gestärkt die interessante Abendführung durch die Redaktion der Tageszeitung „La Stampa“ genießen und das Entstehen einer Zeitungsausgabe miterleben – natürlich durfte am Schluss (um 1 Uhr nachts) jede/r ein druckfrisches Exemplar mitnehmen!

Zum Abschluss besuchten wir dann das „Museo Egizio“, das mit seiner riesigen Sammlung an Artefakten das weltweit zweitgrößte Museum (nach Cairo) altägyptischer Kunst und Kultur ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir Turin als unglaublich vielfältige Stadt kennen lernen durften und sich das Vorurteil der reinen Industriestadt zur Überraschung der meisten Teilnehmer*innen definitiv nicht bestätigt hat.

Die Exkursion, exzellent vorbereitet und begleitet von Frau Cesaroni-Meinzolt, ermöglichte uns einen tiefen Einblick in italienische Kultur und vor allem in die Sprache – es ist kaum eine bessere Vorbereitung auf einen Studienaufenthalt im Ausland vorstellbar. Und nicht zuletzt: Es war ein wunderbares Gruppenerlebnis. (Horst Arndt-Henning und Vanessa Schäffner)