Geschichte(n) übersetzen
Eine Berlin-Exkursion
Eine Berlin-Exkursion
Die Teilnehmerinnen des Übersetzungskurses Deutsch-Italienisch widmeten sich im Wintersemester 24/25 intensiv der Geschichte des Tunnels 57 – einer der erfolgreichsten und dramatischsten Fluchten aus der DDR.
Während des Semesters beschäftigten sich die Studierenden mit zahlreichen Quellen wie Stasi-Akten, Zeitungsartikeln, Video- und Audiointerviews, wissenschaftlichen Abhandlungen und literarischen Texten, die diese unglaubliche Geschichte dokumentieren. Um diese ins Italienische zu übersetzen, tauchten sie in das Berlin der 1960er Jahre ein und experimentierten mit dem Konzept der “Total Translation” (Peeter Torop).
Am Freitag, den 17. Januar, begab sich die Gruppe zu einer zweitägigen Exkursion nach Berlin, um die im Kurs behandelten Orte und Geschichten hautnah zu erleben.
Tag 1: Ankunft und historische Begegnungen
Joachim Neumann zu treffen war eine Ehre, und ich war noch nie so gerührt!
Dieser Ausflug nach Berlin wird immer in meinem Herzen bleiben!
Chiara M.
Bereits sehr früh am Morgen traf sich die Gruppe am Bahnhof in Erlangen. Trotz der Uhrzeit herrschte spürbare Vorfreude auf die kommenden Erlebnisse. Nach der Ankunft in Berlin ging es direkt zum Hostel, um das Gepäck abzulegen und sich kurz zu orientieren.
Der erste Programmpunkt war eine geführte Tour der “Berliner Unterwelten” mit dem Titel “Unterirdisch in die Freiheit“. Die rund zweistündige Führung bot spannende Einblicke in die Fluchtgeschichten während der deutschen Teilung und zeigte eindrucksvoll, wie Menschen in der DDR kreative und oft riskante Wege fanden, um die Mauer zu überwinden.
Nach einer Mittagspause in der Nähe der Bernauer Straße folgte ein besonderes Highlight: das Treffen mit Joachim Neumann, einem der bedeutendsten Fluchthelfer und Tunnelbauer. Herr Neumann teilte seine berührende Biografie, die eng mit der Teilung Deutschlands verknüpft ist, und vermittelte den Teilnehmenden die historischen Hintergründe aus erster Hand. Diese Begegnung fand auf dem Areal der Gedenkstätte Berliner Mauer statt und endete in der Strelitzer Straße 55, die in der Geschichte des Tunnels 57 eine zentrale Rolle spielt.
Tag 2: Einblick in die Geschichte der Stasi-Haftanstalt
Am Samstag begann der Tag mit einer Fahrt nach Alt-Hohenschönhausen. Dort stand ab 10:20 Uhr eine rund dreistündige Führung durch die ehemalige Stasi-Haftanstalt auf dem Programm. Die Teilnehmenden erhielten durch die Führung und das Gespräch mit Herrn Schulz, einem Zeitzeugen, der in den 1970er Jahren 20 Monate im Stasi-Gefängnis verbrachte, bewegende Einblicke in die menschenrechtlichen Missstände der DDR. Die lebhaften Schilderungen von Herrn Schulz machten die historische Realität greifbar und regten zu intensiven Diskussionen innerhalb der Gruppe an.
Nach der Mittagspause fuhr die Gruppe zur Zimmerstraße in der Nähe des Checkpoint Charlie, wo sich eine bedeutende Episode der Geschichte des Tunnels 57 ereignete.
Fazit der Exkursion
Am Abend trat die Gruppe die Rückreise an, beladen mit zahlreichen prägenden Eindrücken und einem vertieften Verständnis der deutschen Geschichte. Diese Exkursion bot eine wertvolle Gelegenheit, Geschichte und Sprache über das Leben von Menschen unmittelbar zu erleben.
Wir bedanken uns beim Referat für Internationale Angelegenheiten der FAU für die finanzielle Unterstützung.
Kontakt
Dr. Davide Schenetti
Sprachenzentrum
Abteilung Medien und Autonomes Lernen
- Telefon: +49 9131 85-22079
- E-Mail: davide.schenetti@fau.de